Musik berührt - von Mensch oder KI?

Veröffentlicht am 15. April 2025 um 18:40

Längst ist es möglich, bequem von zuhause aus mit KI-Modellen eigene Songs zu kreieren. Gibt man der KI einige grundlegende Informationen, liefert sie ein fertiges Lied, das klingt, als hätte es ein echter Komponist geschrieben. Die Technologie ist inzwischen so ausgereift, dass selbst die Musikindustrie darauf zurückgreift. Doch bleibt die Frage: Können diese Songs echte Emotionen transportieren?

Reema singt emotional | Ein Bericht im Vinyl-Fan Blog über KI

Kann die KI auch Emotionen oder ist das noch eine Domäne des Menschen?


Ein perfekt gestimmtes Instrument erfüllt genau den Zweck, für den es geschaffen wurde. Auch die menschliche Stimme kann so geschult werden, dass sie Töne in vollendeter Präzision wiedergibt. Für den Zuhörer ist diese Perfektion zunächst ein Genuss. Doch je länger diese Perfektion anhält, desto mehr gewöhnt man sich daran – und empfindet sie mitunter als langweilig. Ein technisch brillanter Musiker ist daher nicht zwangsläufig auch ein faszinierender Künstler.

 

Die Faszination entsteht erst, wenn der Musiker bewusst das Unvollkommene einfließen lässt – sei es durch ungewöhnliche, „schräge“ Töne oder scheinbare Fehler, die er geschickt in ein lebendiges und packendes Musikstück integriert. Dadurch werden Emotionen geweckt. Der Zuhörer spürt die Leidenschaft des Künstlers und erlebt sein Werk als wahre Kunst. Genau an diesem Punkt trennt sich der gute Musiker vom herausragenden Künstler.

 

Es sind also die Emotionen, die den entscheidenden Unterschied ausmachen – und hierin liegt nach wie vor die Stärke des Menschen. Doch in der heutigen Zeit gewinnt künstliche Intelligenz zunehmend an Bedeutung, auch in der Musikbranche. In vielen Fällen liefern KI-generierte Musikstücke beeindruckende Ergebnisse. Experten, die sich intensiv mit KI beschäftigen, betonen jedoch, dass KI bislang vor allem darauf spezialisiert ist, Bestehendes zu replizieren und Muster aus der Vergangenheit und Gegenwart zu nutzen. Die wirklich kreativen Momente bleiben für die KI noch eine Herausforderung – zumindest derzeit. Doch wie lange wird das so bleiben?

 

Professorin Dr. Heike Adel-Vu von der Hochschule der Medien in Stuttgart beschreibt generative KI-Modelle als „stochastische Papageien“. Sie erklärt: „Diese Modelle plappern viel nach, aber durch Zufallsprozesse entstehen auch neue Kombinationen – etwas, das vorher so noch nicht existierte.“ In Ansätzen zeige sich hier eine Art von Kreativität. Dennoch wird KI in der Musikproduktion aktuell eher als Hilfsmittel oder Inspirationsquelle genutzt.

 

KI-Algorithmen können Musikschaffenden helfen, etwa durch das Erstellen neuer Musikstücke oder Remixes, die als Grundlage für weitere kreative Arbeit dienen. Darüber hinaus ermöglicht KI eine präzisere Musik-Analyse. So können Unternehmen in der Musikindustrie mithilfe von KI beispielsweise den Erfolg eines Songs prognostizieren oder die Erwartungen ihrer Zielgruppe besser verstehen. Es ist klar, dass die Musikbranche der Zukunft in immer engerer Zusammenarbeit mit künstlicher Intelligenz agieren wird.

 

Dieser Fortschritt könnte jedoch bedeuten, dass handgemachte Musik, von Menschen gesungen und gespielt, zunehmend in eine Nische gedrängt wird. Die Effizienz und Perfektion der Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine könnte es traditionellen Ansätzen schwer machen, im Mainstream zu bestehen.

Trotzdem bleibt ein entscheidender Vorteil des Menschen die Imperfektion – die Fehlerhaftigkeit, die sich mit unerwarteten Emotionen verbindet. Diese Qualitäten sind es, die die KI (noch) nicht vollständig beherrscht. Hoffen wir, dass diese menschlichen Eigenschaften weiterhin über der maschinellen Perfektion stehen.

Das Foto oben stammt übrigens von der Musikerin Reema, die garantiert KI-frei und mit viel Emotionen singt - die Review zu dieser LP gibts hier.

 

Ein weiteres wichtiges Thema für heutige Musikschaffende ist die rechtliche Situation. Die Musikverwertungsgesellschaft GEMA sieht hier noch viele offene Fragen. Immerhin hat das EU-Parlament im Jahr 2024 mit einer Verordnung zur Regulierung künstlicher Intelligenz zumindest erste Grundlagen geschaffen.

Weitere Informationen dazu findest du hier:

https://www.bundesregierung.de/breg-de/aktuelles/ai-act-2285944


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