43 weltberühmte Jazzmusiker sind hier verewigt: In der "Street of Fame" lassen sich ihre Namen auf kunstvoll gestalteten Bronzeplatten entdecken. Diese einzigartige Attraktion ist nur eines der Highlights der Internationalen Jazzwoche Burghausen, die seit 1970 regelmäßig Jazzliebhaber aus aller Welt begeistert. Vom 25. bis 30. März 2025 verwandelt sich die Stadt, bekannt für die längste Burg der Welt, erneut in einen Treffpunkt für internationale Jazz-Stars. Größen wie Gregory Porter, Kenny Garrett und Billy Cobham stehen dieses Jahr auf dem Programm. Wir haben das Bundesjazzorchester live erlebt.

54. Internationale Jazzwoche Burghausen 2025

Es ist beeindruckend, welche Größen des Jazz in den letzten fünf Jahrzehnten in Burghausen zu Gast waren: Ella Fitzgerald, Count Basie, B.B. King, Horace Silver, Lionel Hampton, Ron Carter, Memphis Slim, Ray Brown, Esbjörn Svensson und Gerry Mulligan – um nur einige zu nennen.
Wie herzlich und einzigartig dieses Festival seine Besucher empfängt, zeigt sich wunderbar in der "Street of Fame". Dort sind Jazz-Legenden auf Bronzeplatten verewigt, und mit ihren Namen verbinden sich faszinierende Anekdoten: Chet Baker wurde nach seinem Konzert aufgrund eines internationalen Haftbefehls verhaftet, Dizzy Gillespie stand im Jazzkeller hinter der Theke und verkaufte Weißbier, Oscar Peterson durchsuchte den Müll, um herauszufinden, was die Burghausener wegwerfen, und Buddy Tate stöberte in Unterhose durch die Plattensammlung von Helmut Viertl – während dessen Schwiegermutter seine kaputte Hose flickte.
Ob all diese Geschichten wahr sind? Vielleicht. Doch sie bereichern die lebendige und bunte Geschichte dieses Jazzfestivals auf jeden Fall.
Street Of Fame - Die Bronzeplatten
Konzert Bundesjazzorchester | 28. März 2025

Das Bundesjazzorchester – hier stehen nicht Stars oder musikalische Legenden im Mittelpunkt, sondern ein junges, ambitioniertes Ensemble, das längst einen festen Platz in der deutschen Jazzszene gefunden hat. Besonders spannend wird dieser Konzertabend durch das Programm: "Irgendwo auf der Welt". Im Fokus steht dabei Musik von Künstlern, die während der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt wurden.
In Zusammenarbeit mit der Universität der Künste Berlin entstanden aus überlieferten Noten dieser Komponisten völlig neue Bigband-Arrangements. Werke von Künstlern wie Bronisław Kaper, Kurt Lewinnek, Friedrich Hollaender und Werner R. Heymann wurden in die Gegenwart transportiert – natürlich im unverkennbaren Sound des Bundesjazzorchesters.
Für das Publikum war es besonders faszinierend (die stimmungsvolle Stadthalle war zwar nicht ausverkauft, aber gut besucht), wie Schlager aus den 1920er- und 1930er-Jahren in die heutige Zeit übersetzt wurden. Klassiker wie "Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt", einst berühmt geworden durch Marlene Dietrich im Film "Der blaue Engel", wurden neu interpretiert. Ein Highlight war "Dir möcht ich mich gerne anvertraun", bei dem Xaver Bodenstein mit seiner E-Gitarre als Solist brillierte. Mit einem fast rockigen Fusion-Jazz-Stil verlieh er dem Lied eine völlig neue, aufregende Note.

Dem Publikum hat es sichtlich gefallen: Neben der geplanten Zugabe gab es schließlich noch eine weitere. Besonders beeindruckt war ich von dem exzellenten Sound in der Halle – klar, sauber und kraftvoll.
Als echter Vinyl-Fan durfte der Gang zum Merchandise-Stand natürlich nicht fehlen. Dort habe ich mir eine der wenigen vorrätigen Schallplatten gesichert – auch wenn es sich um ein anderes Programm des Bundesjazzorchesters handelte ("A Tribute to The Clarke-Boland Big Band").
Zuhause hatte ich sie mir natürlich sofort angehört - sie klingt richtig Klasse, musikalisch sowieso und klanglich richtig gut.
Die kleine Stadt Burghausen beeindruckt nicht nur als Gastgeber eines international renommierten Jazz-Festivals, sondern bietet Jazzfreunden das ganze Jahr über ein abwechslungsreiches Musikprogramm. Neben dem legendären Jazzkeller, der bereits seit 1968 besteht, finden regelmäßig Veranstaltungen statt – von Konzerten im Stadtsaal bis hin zu stimmungsvollen Open-Air-Events wie "Jazz am Bichl" im Sommer. Besonders erfreulich: Der Eintritt ist frei!
Samstagabend verwandelt sich die historische Altstadt in eine pulsierende Bühne für die Jazznight. Mit neun Bands an neun außergewöhnlichen Orten, darunter urige Kneipen und besondere Locations wie das Brennstüberl Geistreich, das tagsüber für seine hochwertigen Spirituosen bekannt ist, erwartet die Besucher ein unvergessliches Musikerlebnis. Los geht es um 23 Uhr – und das Ende? Offen, wie die Nacht selbst.
Musikalische Grenzgänge zum Finale

Am Sonntag erwartet die musikalisch aufgeschlossenen Jazzfans ein ganz besonderes musikalisches Highlight unter dem Motto "Next in Jazz". Drei junge Trios mit völlig unterschiedlichen musikalischen Ansätzen präsentieren eine aufregende Vision des Jazz. Ihre Musik sprengt nicht nur die Grenzen des Genres, sondern eröffnet völlig neue Horizonte – ein faszinierender Blick in die Zukunft des Jazz.
• Knobil – ein französischsprachiges Chanson-Projekt im Trio-Format, das Post-Bop und schillernden Glitzer-Jazz verbindet. Inspiriert von Größen wie Esperanza Spalding und Charles Mingus, erschafft Knobil etwas Einzigartiges.
• Das Wiener Trio PRIM feat. Lukas Lauermann vereint Einflüsse des Esbjörn Svensson Trios, Klassik-Ikonen wie Johann Sebastian Bach, Pioniere der Neuen Musik wie John Cage sowie ethnische Klänge zu einem faszinierenden Hörerlebnis.
• Antiánima, ein Jazz-Trio aus Mexiko, beeindruckt mit einer explosiven Mischung aus zeitgenössischem Jazz, Punk, Free Jazz, Progressive Rock, Elektronik und Hip-Hop – eine kühne und mitreißende Klangreise.
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