Kaum zu glauben, aber Vinyl-Liebhaber spielten eine entscheidende Rolle dabei, dass 2009 eine der besten Ultraschall-Plattenwaschmaschinen auf den Markt gebracht wurde. Spannende Einblicke dazu und mehr erhielten wir bei unserem Besuch bei Audiodesksysteme Gläss GmbH in Königsbronn. Wir haben einen Blick hinter die Kulissen einer rein deutschen Produktion geworfen. Hier ein kleines Firmenporträt sowie interessante Details zur Plattenwaschmaschine Gläss Vinyl Cleaner Pro X.

Firmen-Portrait Audiodesksysteme Gläss
An einem grauen Samstag im November 2022 werden wir herzlich von Jan Gläss an der Tür des Firmensitzes und Wohnhauses von Audiodesksysteme empfangen. Jan ist seit Anfang des Jahres Geschäftsführer und tritt damit in die Fußstapfen seines Vaters Reiner Gläss. Dieser hat mit dem Vinyl Cleaner ein Produkt geschaffen, das internationale Auszeichnungen erhielt und weltweit gefragt ist. Doch der Weg zur Entwicklung einer von Plattensammlern hochgeschätzten Reinigungsmaschine war lang und herausfordernd.

Die Historie zum Vinyl Cleaner Pro X
Der Ursprung von Audiodesksysteme lag im modularen Möbelbau – ein Projekt, das sich zunächst als weniger erfolgreich erwies, wie mir Reiner Gläss offen gestand. Als gelernter Feinwerkmechaniker entwickelte er innovative Ideen für HiFi-Möbel. Doch aufgrund der aufwendigen Produktion und der dadurch bedingten hohen Preise konnte sich das Konzept auf dem hart umkämpften Markt nicht durchsetzen. Es war letztlich eine Mischung aus Beharrlichkeit und einer Prise Zufall, die Gläss auf eine bahnbrechende Entwicklung brachte: Eine Maschine, die im HiFi-Sektor für großes Aufsehen sorgte – der CD-Sound-Improver.
Ein Testbericht in einem renommierten HiFi-Magazin veränderte alles: Das Telefon klingelte unaufhörlich, und ein Großauftrag aus Fernost brachte die Werkstätten des Unternehmens an ihre Kapazitätsgrenzen. Aus dem kleinen Ein-Mann-Betrieb entwickelte sich rasch eine international anerkannte Firma, die neue Mitarbeiter einstellen musste, um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden. Doch wie bei jeder Innovation erreichte auch der CD-Sound-Improver, ebenso wie das Disc Cleaner Gerät (beide auf Foto oben zu sehen), irgendwann seinen Höhepunkt in der Nachfrage. Währenddessen arbeitete Tüftler Reiner Gläss bereits an seinem nächsten Projekt: einer Plattenwaschmaschine – und damit gerieten die Vinyl-Fans ins Spiel.
Reiner selbst ist kein großer Plattensammler, und seine LP-Kollektion fällt eher bescheiden aus. Sein Erfindergeist hingegen ist außergewöhnlich ausgeprägt. Auf HiFi-Messen, wo er seine CD-Geräte vorstellte, wurde er immer wieder von Vinyl-Enthusiasten angesprochen, die den Wunsch nach einer effektiven Reinigungsmaschine für Schallplatten äußerten. So entstand die Idee für eine innovative Lösung. Die ersten Prototypen wurden an interessierte Plattensammler getestet, die besonders Wert auf eine leise und vollautomatische Maschine legten – etwas, das der damalige Markt kaum bieten konnte. Das positive Feedback dieser Tester führte schließlich zur Markteinführung des Vinyl Cleaners der ersten Generation im Jahr 2009.
Natürlich blieben kleine Herausforderungen nicht aus, insbesondere bei den ersten Geräten. Doch Reiner blieb engagiert und entwickelte seine Maschine kontinuierlich weiter. Da jedes Gerät in Handarbeit gefertigt wird, konnte Audiodesksysteme schnell und flexibel auf das Kundenfeedback reagieren und Verbesserungen umsetzen. Ich selbst kann das aus eigener Erfahrung bestätigen und kenne zahlreiche weitere Besitzer einer Gläss-Maschine, die von der Qualität und dem Service gleichermaßen überzeugt sind.

Nach zehn Jahren - im Jahre 2019 - wurde das überarbeitete Modell Vinyl Cleaner Pro X auf den Markt gebracht. Das "X" steht für die Weiterentwicklung, die das Gerät noch leiser machte als seinen Vorgänger. Zudem wurden Änderungen in der Programmierung vorgenommen, und es wurde ein praktischer Single-Adapter hinzugefügt. Beeindruckend ist aus heutiger Sicht, dass sich dieses Gerät trotz minimalem Werbeaufwand und hauptsächlich durch wertvolle Mund-zu-Mund-Propaganda dauerhaft einen festen Platz im hart umkämpften HiFi-Markt sichern konnte.

Ein Blick hinter die Kulissen
Nachdem wir an zwei kleineren Büros vorbeigegangen waren, betraten wir einen großzügigen Werkstattraum. Hier fanden wir nicht nur zwei Fräsmaschinen und mehrere Werkbänke, sondern auch ein umfangreiches Materiallager. Die PVC-Rohrlinge werden von einem deutschen Lieferanten bezogen, anschließend direkt vor Ort bearbeitet – gefräst, gebohrt und schließlich zu einem dichten Gehäuse zusammengesetzt. Besonders beeindruckt waren wir von der Vielzahl an bereits montierten, aber noch nicht vollständig fertiggestellten Maschinen, die in den angrenzenden Räumen auf den letzten Feinschliff warteten.

Obwohl Audiodesksysteme nicht in einer typischen Fließbandproduktion hergestellt werden, erfolgt die Fertigung dennoch effizient und bedarfsorientiert. Und der Bedarf ist zweifellos beachtlich. Mehrere Geräte werden in präzise abgestimmten Arbeitsschritten parallel gefertigt und vollständig montiert – inklusive der Verklebung des Gehäuses.
Auch die weiteren Komponenten, wie etwa der Papst-Lüfter oder die Platine, stammen aus Deutschland. Damit kann man mit Recht sagen: ein echtes „Made in Germany“-Produkt! Die eingesetzten Maschinen – darunter eine über 30 Jahre alte Drehbank – verkörpern den Charme von Vintage- und Oldschool-Produktion: bewährt, zuverlässig und von höchster Qualität.
Spannende Fakten über den Vinyl Cleaner Pro X
Was im handwerklichen und geschäftlichen Bereich bereits hervorragend funktioniert, spiegelt sich noch nicht in der aktuellen Webseite wider. Allerdings wurde bereits an einem neuen Online-Auftritt gearbeitet (Edit 2025: ist mittlerweile online). Wir hatten das Vergnügen, vorab ein wirklich gelungenes Erklärvideo zu sehen, das später auch online verfügbar sein wird. Im abschließenden Gespräch sprachen wir nicht nur darüber, sondern auch über mögliche zukünftige Änderungen an der Maschine. Auf meinen Hinweis hin, ob beispielsweise ein 10-Zoll-Adapter geplant sei, stieß ich zumindest auf Interesse – mal sehen, was die Zukunft bringt. Außerdem fragte ich, ob bereits Versuche unternommen wurden, die Trocknungszeit durch den Einsatz von Warmluft zu verkürzen. Diese Tests hat man tatsächlich durchgeführt, jedoch festgestellt, dass bereits eine Temperatur von etwa 30°C ausreichte, um Schallplatten zu verformen – ganz zu schweigen vom erhöhten Energieverbrauch.
Besonders spannend fand ich die Information, dass der Vinyl Cleaner einen 48-stündigen Dauertest problemlos überstanden hat, ohne dass die verwendete LP Schäden davontrug. Das sind großartige Neuigkeiten für alle, die mit der Gläss-Maschine längere Reinigungs-Sessions planen, aber bislang zögerten, diese aufgrund möglicher Bedenken durchzuführen.
Nach einigen sehr persönlichen Erzählungen über die Geschichte von Reiner Gläss ging unser Besuch schließlich zu Ende. Wir wünschten allen Beteiligten – insbesondere dem 22-jährigen Sohn Jan Gläss – viel Erfolg. Es wäre schön zu sehen, wenn er nicht nur das erfolgreiche Erbe seines Vaters fortführt, sondern auch von dessen Erfahrungen profitieren kann, um neue Impulse zu setzen.
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