Axel Fischbacher hat den Mut bewiesen, etwas Außergewöhnliches zu schaffen. Was in den 1970er Jahren noch häufiger anzutreffen war, ist heute zu einer echten Rarität geworden: der Direktschnitt. Genau dieses aufregende Unterfangen hat das Trio um den Lübecker Jazzgitarristen und Komponisten Axel Fischbacher gewagt – und das nicht irgendwo, sondern in den weltberühmten Abbey Road Studios! Wir haben uns seine LP "The London Session" angehört.

Genial: Axel Fischbacher Trio - The London Session

Trackliste
Seite 1
1. Lobby Call
2. Like A Blackbird`s Heart
3. Last Minute Waltz
Seite 2
1. Hallo Till
2. Mexican Taxi
3. Habakuk
Axel Fischbacher Trio - The London Session (LP, 180g Vinyl, Direct to Disc)
Heute möchte ich mit einem Punkt beginnen, den ich bei anderen Rezensionen lieber zum Schluss erwähne: das Booklet. Denn hier gibt es nicht nur fantastische Fotos zu entdecken, sondern auch lesenswerte Beiträge der drei Musiker.
Ihre ganz persönlichen Eindrücke zu dieser außergewöhnlichen Aufnahme an einem ebenso besonderen Ort machen das Booklet zu einem echten Highlight. "The London Session" ist in vielerlei Hinsicht ein außergewöhnliches Projekt.
Direktschnitt in einem legendären Tonstudio
Die Magie dieses Ortes hat schon unzählige Musiker überwältigt – oder zumindest tief berührt. Und nein, ich rede nicht von dem beinahe ikonischen Zebrastreifen vor den Abbey Road Studios. Es ist vielmehr die einzigartige Atmosphäre in diesen Räumen, die von den Geschichten und Klängen so vieler Stars geprägt ist: von Glenn Miller und Pink Floyd bis hin zu den Beatles.
Die Abbey Road Studios zählen heute zu den weltweit begehrtesten Orten für Musikaufnahmen. Besonders beeindruckend ist das gigantische Studio 1, in dem sogar ein ganzes Sinfonieorchester Platz findet.
Die Tontechniker und Ingenieure der Abbey Road Studios gehören zu den wenigen Meistern ihres Fachs, die das anspruchsvolle Direct-to-Disc-Verfahren beherrschen. Dabei wird das Tonsignal der Aufnahme nicht wie üblich auf analogen oder digitalen Bändern zwischengespeichert, sondern direkt über eine Schneidemaschine auf die Lackfolie geschnitten. Für die Musiker bedeutet das: Es gibt keine zweite Chance, alles muss beim ersten Versuch perfekt sitzen. Ähnlich wie bei einem Livekonzert können kleine Fehler passieren, aber genau das macht die Aufnahme so authentisch und setzt die künstlerische Qualität in den Vordergrund. Und hier braucht sich das Axel Fischbacher Trio definitiv nicht zu verstecken – im Gegenteil!
Da ein solches Projekt mit erheblichen Kosten verbunden ist, griffen Fischbacher und sein Team erneut auf Crowdfunding zurück, wie schon bei ihrem letzten Album. Angesichts der besonderen Attraktivität eines Direktschnittes für viele Musikliebhaber war die Kampagne ein voller Erfolg. Nun liegt die LP auf meinem Plattenteller – und was soll ich sagen? Die Klangqualität ist schlichtweg fantastisch!
Alle Kompositionen stammen aus der Feder von Axel Fischbacher. Stilistisch bewegen sich die drei Musiker in einem breiten Spektrum zwischen traditionellem Hardbop und modernen Einflüssen, einschließlich verträumter Balladen. Vom ersten Takt an wird das herausragende Zusammenspiel der drei Musiker spürbar – eine essenzielle Voraussetzung für das Gelingen eines solchen Projektes. In "Last Minute Waltz" kann Nico Brandenburg seinen Kontrabass genussvoll zupfen, während die anderen beiden Musiker dezent in den Hintergrund treten, bis Axel Fischbacher schließlich die Führung übernimmt. Drummer Tim Dudek brilliert als lässiger Rhythmusgeber, bringt aber immer wieder seine Kunst in den Mittelpunkt. Besonders beeindruckend ist dies in der energiegeladenen Nummer "Hallo Till", in der die Dynamik und Kraft seines Spiels dank des Direktschnittes noch intensiver zur Geltung kommen.
Ein humorvolles Detail findet sich auf dem Plattencover: Fischbachers Widmung, "Special Thanks to ... my wife Claudia for staying cool with all this oldschool madness". Wir schließen uns dem Dank an, denn ohne diese "verrückte Oldschool-Leidenschaft" wäre diese geniale Schallplatte nie entstanden. Chapeau!
Fakten
• Veröffentlichung: 6. September 2024
• Label: JazzSick Records
• Bestell-Nummer: 5176 JS/LP
• Pressung: Discomat in Belgien (Agentur neophon)
• Pressqualität*: 4
• Inhalt: 180g Vinyl, 12-seitiges Booklet
• Besonderheit: Direktschnitt, Klappcover, Handnummeriert, auf 500 Stück limitiert
• Aufnahmen: 2023 in den Abbey Road Studios
Besetzung
• Axel Fischbacher - Guitar
• Nico Brandenburg - Double Bass
• Tim Dudek - Drums
* Pressqualität 1-5:
1= starke Nebengeräusche, deutlich sichtbare Pressfehler
5= keinerlei Nebengeräusche, optisch perfekt
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