Elektrische Nadelreiniger – unverzichtbares Must-have oder unnötiger Luxus für Vinyl-Liebhaber? Unser umfassender Bericht mit Test bietet spannende Einblicke, erklärt die wichtigsten Details und beleuchtet alle Zusammenhänge zu diesem Gerät.

Sinnvoll oder überflüssig? Der Flux-Sonic im Test


In diesem Bericht möchte ich eine Methode zur Reinigung von Nadeln vorstellen – und zwar mit einem elektrischen Nadelreiniger. Aktuell ist als Neugerät unter anderem der Flux-Sonic (oben im Bild links) erhältlich. Der Dynavox HFC-50 stand leider nicht für einen Test zur Verfügung, da der Vertrieb kein Interesse an einem Test zeigte.
Ich selbst besitze noch den Audio Technica AT-637 (oben rechts im Bild) aus früheren Zeiten, welcher allerdings nur noch gebraucht verfügbar ist. Daher liegt der Fokus dieses Berichts auf dem neueren Flux-Sonic-Gerät.
Vor dem Verfassen dieses Berichts habe ich zahlreiche Erfahrungsberichte zum Flux-Sonic gelesen. Die Meinungen gehen dabei auseinander: Einige kritisieren das Gerät als deutlich überteuert. Andererseits gibt es eine Vielzahl von Nutzern, die mit den Reinigungsergebnissen hoch zufrieden sind. Betrachtet man die Investitionen im Bereich hochwertiger Analogtechnik, scheint das Preis-Leistungs-Verhältnis des Flux-Sonic durchaus vergleichbar mit dem von Phonokabeln, Steckern oder ähnlichem Zubehör.
Was ist ein elektrischer Nadelreiniger und wie funktioniert er?

Bei jeder Wiedergabe einer Schallplatte, selbst wenn die LP zuvor gereinigt wurde, sammelt sich unvermeidlich Schmutz an der Nadel.
Sichtbarer Staub und Fussel lassen sich mühelos mit einer Nadelbürste entfernen. Doch ein Blick durch ein Mikroskop auf eine Tonabnehmernadel, die bereits länger im Einsatz ist, zeigt ein ganz anderes Bild.
Im Idealfall lassen sich Ablagerungen auf der Tonabnehmernadel mit einem hochwertigen flüssigen Nadelreiniger (ohne Alkohol!) und der dazugehörigen Nadelbürste entfernen. Doch das klappt nicht immer. Hinzu kommt, dass eine ruhige Hand und präzises Handling erforderlich sind – beides nicht immer leicht umzusetzen. Genau hier spielen die Vorteile eines elektronischen Nadelreinigers ihre Stärken aus.

Beide Geräte – sowohl der AT-637 als auch der Flux-Sonic – arbeiten nach demselben Prinzip, das viele von elektrischen Zahnbürsten kennen: Ein Reinigungs-Pad schwingt mit hoher Frequenz und entfernt Schmutzpartikel effizienter als eine manuelle Reinigung. Der Vergleich zur Handzahnbürste und zur elektrischen Zahnbürste liegt hier nahe. Allerdings schwingen die Pads bei den Nadelreinigern mit einer niedrigeren Frequenz, die speziell auf die empfindliche Tonabnehmernadel abgestimmt ist.
Als erstes habe ich die Testschallplatte 2 von DHFI verwendet, um anhand der darauf enthaltenen modulierten Frequenzen herauszufinden, in welchem Frequenzbereich die beiden Nadelreiniger arbeiten. Beim Probehören mit reduzierter Lautstärke ließ sich feststellen, dass der Ton des AT-637 akustisch bei knapp unter 1 kHz liegt, während der des Flux Sonic darunter angesiedelt ist. Interessanterweise bestätigte mir Dr. Marius Gartner, Geschäftsführer von Flux Hifi, dass das Kissen (Pad) des Flux Sonic tatsächlich mit einer Frequenz von 210 Hz schwingt.
Es ist wichtig sicherzustellen, dass die dabei entstehende Auslenkung nicht zu groß wird, um das Nadelträger-Aufhängungssystem des Tonabnehmers nicht zu beschädigen. Herr Dr. Gartner erklärte dazu, dass sich das Kissen in der X- und Y-Richtung (horizontal) um 8µm und in der Z-Richtung (vertikal) um 3-5µm bewegt – also eine vollständige Bewegung in drei Dimensionen. Nach meinem Wissen arbeitet das AT-637 hingegen nur in der X- und Y-Richtung, also in zwei Dimensionen. Falls jemand hierzu andere Informationen hat, freue ich mich über eine Nachricht, damit ich diesen Hinweis entsprechend korrigieren kann.
Damit sollten auch die Bedenken vieler Analog-Enthusiasten ausgeräumt sein, dass die erzeugten Schwingungen dem Tonabnehmer schaden könnten. Weder die Frequenz, die sich im normalen Abtastbereich befindet, noch die Auslenkung sind problematisch. Ein interessanter Vergleich: Die Breite einer Schallplattenrille beträgt in der Regel etwa 40µm, während die Nadelspitze – abhängig von ihrer Verrundung – nur etwa 1-5µm misst.
Was bedeutet das konkret?
Beim Abspielen einer Schallplatte bewegt sich die Nadel kontinuierlich im Frequenzbereich zwischen 20 und 20.000 Hz, in manchen Fällen sogar darüber hinaus. Dabei gleitet die Nadel durch die Rille, die die modulierten Frequenzen der Musik enthält. Die Breite dieser Rille beträgt etwa 40 µm. Nadelreiniger arbeiten innerhalb dieses Systems und stellen somit keine Gefahr für den Tonabnehmer dar.
Dennoch gibt es Berichte von Nutzern des Flux-Geräts, die darauf hinweisen, dass ihr MC-System nach der Nutzung beschädigt wurde (z. B. durch den Ausfall eines oder beider Kanäle). Diese Berichte mögen zunächst Zweifel an der Unbedenklichkeit des Geräts aufkommen lassen.
In einem konkreten Fall ergab jedoch die Untersuchung des Tonabnehmers durch den Hersteller, dass bereits ein Fabrikationsfehler vorlag. Das Flux-Gerät hat hier möglicherweise lediglich den bestehenden Defekt verstärkt. Angesichts der hohen Anzahl verkaufter Flux-Sonic-Geräte müssten bei tatsächlichen Problemen deutlich häufiger Berichte über defekte Tonabnehmer nach der Anwendung bekannt werden – dies scheint jedoch nicht der Fall zu sein. Zudem ist es aus technischer Sicht schwer vorstellbar, wie die oszillierte Frequenz des Flux-Geräts die Spulen eines MC-Systems beschädigen könnte.
Reinigungsflüssigkeit für elektrische Nadelreiniger

Nadelreinigerflüssigkeiten - links Flux Fluid, rechts LAST 4
Die mitgelieferte Reinigungsflüssigkeit von Flux sorgt für kontroverse Meinungen – und das nicht ohne Grund. Ich kann die Skepsis durchaus nachvollziehen, denn meiner Ansicht nach hat ein alkoholhaltiger Reiniger nichts an einer Plattennadel zu suchen!
Laut Flux enthält die Flüssigkeit folgende Inhaltsstoffe: 2-Propanol, 2-Phenoxyethanol, Isovaleraldehyd, destilliertes Wasser sowie Duftstoffe (ein Mix aus Amaretto und Vanille). Neben Konservierungsmitteln ist also auch Alkohol enthalten. Doch warum kann das problematisch sein?
In einigen Fällen hat sich gezeigt, dass durch den Einsatz von Alkohol die Verklebung der Nadel beschädigt wird. Ist die Nadel eingepresst, kann der Alkohol durch Kapillarwirkung ins Innere des Nadelträger-Röhrchens gelangen und bis zu den empfindlichen Spulen wandern. Alternativ wurden auch Fälle von Korrosion in diesem sensiblen System beobachtet.
Wenn also eine Reinigungsflüssigkeit verwendet wird, würde ich eher zu alkoholfreien Mitteln greifen (z.B. LAST 4) oder lediglich destilliertes Wasser mit etwas Netzmittel verwenden.
Einsatz und Anwendung von Nadelreinigern

Berichte darüber, dass das Gerät während des Betriebs auf dem Plattenteller „wandert“, kann ich nur teilweise bestätigen. Auf einer Matte sollte dies dank der Gumminoppen an der Unterseite des Geräts eigentlich nicht vorkommen – zumindest war das bei meinem Laufwerk nicht der Fall.
Auf einem glatten Plattenteller kann jedoch ein Verrutschen auftreten. In solchen Fällen reicht es oft schon aus, einen kleinen Gegenstand als „Stopper“ an das Gehäuse zu lehnen.
Das AT-637 zeigt hier ein auffälligeres Verhalten, da am Gehäuseboden keinerlei rutschhemmendes Material angebracht ist.

Übrigens gibt es einen Unterschied in der Höhe der Reinigungs-Pads zwischen dem Flux-Sonic und dem AT-637: Das Pad des Flux-Sonic ist etwa 11 mm hoch, während das des AT-637 ca. 8 mm misst.
Sollte das Pad aufgrund einer niedrig gebauten Tonabnehmer-/Tonarm-Konstruktion nicht passen und weder die Matte entfernt noch die Tonarmhöhe angepasst werden können, gibt es einen einfachen Trick: Hebe den Tonarm vorsichtig an und setze ihn per Hand auf das Pad. Das klappt problemlos!
Vorteile eines elektrischen Nadelreiniger


Der Vorteil solcher Geräte wird unter dem Mikroskop deutlich sichtbar: Links siehst du eine Shelter-Nadel vor der Reinigung, rechts nach der Reinigung.
Darüber hinaus sind diese elektrischen Helfer für ungeübte oder unsichere Schallplatten-Nutzer deutlich sicherer in der Handhabung als eine manuelle Reinigung mit einer Nadelbürste oder einem Schmutzradierer.
Ein zusätzlicher Vorteil, der oft unterschätzt wird: Das Einspielen neuer Tonabnehmer wird erheblich beschleunigt. Während bei einem frisch eingebauten Tonabnehmer je nach Modell normalerweise 30 bis 100 Stunden Einspielzeit nötig sind, erledigt ein elektrischer Nadelreiniger diese Aufgabe in nur 1-2 Minuten.
Fazit
Es ist selbstverständlich korrekt, dass eine gründlich gereinigte Plattennadel zu einem besseren Klang der Schallplatte beiträgt. Dennoch kann ein elektrischer Nadelreiniger keine Wunder vollbringen. Wenn eine LP im Neuzustand klanglich hervorragend ist, sorgt das Gerät lediglich dafür, dass die Abtastung sauber und störungsfrei erfolgt – frei von Schmutz oder Ablagerungen. Ist jedoch eine Schallplatte schon im Neuzustand klanglich nicht überzeugend, wird auch der beste Nadelreiniger daran nichts ändern.
Im Alltag greife ich selbst zu einer Nadelbürste von LAST, deren kurze und dichte Borsten den hier vorgestellten Geräten ähnlich sind. Da ich grundsätzlich nur gewaschene LPs abspiele, ist die Verschmutzung meiner Tonabnehmer-Nadel meist minimal. Trotzdem haben mich die Ergebnisse, die in den Fotos zu sehen sind, überrascht – ein klarer Beweis dafür, dass der elektrische Nadelreiniger seinen Einsatz wert ist!
Übrigens: Der Flux-Sonic wird in Deutschland hergestellt! Ob das auch für die günstigere Alternative gilt?
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